Kaiser Wilhelm I.

Wilhelm I., mit vollem Namen Wilhelm Friedrich Ludwig von Preußen (* 22. März 1797 in Berlin; ), aus dem Haus Hohenzollern war von 1861 bis zu seinem Tod König von Preußen und seit der Reichsgründung 1871 erster Deutscher Kaiser.

Wilhelm Friedrich Ludwig von Preußen war der zweite Sohn des Kronprinzenpaares Friedrich Wilhelm von Preußen und Luise von Mecklenburg-Strelitz, Tochter des Herzogs Karl II. von Mecklenburg-Strelitz. Der Vater bestieg noch im Jahr von Wilhelms Geburt den preußischen Königsthron. Die Erziehung des Prinzen übernahm Johann Friedrich Gottlieb Delbrück, der zuvor Rektor des Magdeburger Pädagogiums gewesen war.

Bis zum Krieg mit Frankreich verbrachte Wilhelm an der Seite seines älteren Bruders Friedrich Wilhelm eine glückliche Kindheit. Die Idylle zerbrach 1806 infolge der verheerenden Niederlage Preußens und der winterlichen Flucht der Herrscherfamilie nach Ostpreußen. Sein Vater stellte Wilhelm traditionsgemäß an seinem zehnten Geburtstag als Fähnrich in das Regiment Garde zu Fuß ein. Der frühe Tod seiner Mutter Luise traf den 13-jährigen Wilhelm tief.

Ab März 1813 hatte Wilhelm einen neuen Erzieher in Gestalt des preußischen Oberst Johann Georg Emil von Brause erhalten, der ihm auch nach dem Ausscheiden aus der Gouverneursstellung im September 1817 in väterlicher Freundschaft lebenslang verbunden blieb. Seit Mai 1814 im Rang eines Majors begleitete Wilhelm seinen Vater im Feldzug in Frankreich, wobei er an den Schlachten bei La Rothière Arcis-sur-Aube, Bar-sur-Aube und Paris teilnahm. Bei Bar-sur-Aube hatte Wilhelm am 26. Februar 1814 zum ersten Mal im feindlichen Feuer gestanden. Für seinen Mut verlieh ihm am 38. Geburtstag seiner Mutter der Vater das Eiserne Kreuz II. Klasse.

Am 31. März zog Wilhelm mit seinem Vater in Paris ein. Er begleitete ihn auch beim Besuch in England und folgte ihm nach der endgültigen Niederlage Napoleons im Juli 1815 nach Paris. Am 1. Januar 1816 erhielt er das Kommando des Stettiner Gardelandwehrbataillons, 1818 als Generalmajor das Kommando einer Gardeinfanteriebrigade, am 1. Mai 1820 den Oberbefehl über die 1. Gardedivision und wurde zum Generalleutnant befördert. Am 22. März 1824 übernahm Wilhelm die Führung des III. Armeekorps, schließlich kommandierte er von 30. März 1838 bis 22. Mai 1848 das Gardekorps.

Auch in Staatsangelegenheiten wurde er vom König zur Beratung herangezogen. Wiederholt wurde er in Staats- und Familienangelegenheiten an den Petersburger Hof gesandt.

Nachdem er 1826 auf die Heirat mit der Prinzessin Elisa Radziwill verzichtet hatte, weil diese vom König nicht als ebenbürtige Partnerin eines preußischen Prinzen angesehen wurde, vermählte er sich am 11. Juni 1829 mit der Prinzessin Augusta von Sachsen-Weimar-Eisenach (*30. September 1811 in Weimar † 7. Januar 1890 in Berlin), der Tochter des Großherzogs Karl Friedrich von Sachsen-Weimar-Eisenach, deren Schwester Maria die Gemahlin seines jüngeren Bruders Karl war.

Die Ehe kam letztendlich auf Betreiben seines Vaters zustande und verlief nicht sonderlich glücklich. Ihm gelang es jedoch, seine Liebschaften sowohl vor seiner Frau als auch vor der Öffentlichkeit verborgen zu halten.

Aus der Ehe gingen zwei Kinder hervor:
Friedrich Wilhelm von Preußen (1831–1888)
Luise von Preußen (1838–1923)


Zwei Fehlgeburten verhinderten weitere Kinder.

Als Sommerresidenz diente Wilhelm und Augusta seit 1835 das Schloss Babelsberg in Potsdam, als Winterresidenz seit 1837 das heutige Alte Palais in Berlin.

Am 12. Oktober 1849 zog er an der Spitze von Truppen, die in Baden gekämpft hatten, in Berlin ein und wurde zum Generalgouverneur der Rheinprovinz und der Provinz Westfalen ernannt. Seinen Wohnsitz nahm er in Koblenz, der Hauptstadt der Rheinprovinz. 1854 wurde er zugleich Generaloberst der Infanterie mit dem Rang eines Generalfeldmarschalls und Gouverneurs der Festung Mainz.

Nach der Herrschaftsübernahme für seinen erkrankten Bruder Friedrich Wilhelm IV. wandelte Wilhelm sich 1858 vom konservativen Kartätschenprinz der Märzrevolution zum liberalen Prinzregenten der Neuen Ära.

Am 18. Oktober 1861 krönte er sich im Königsberger Schloss zum König von Preußen. Die Regierungsgeschäfte überließ er seit 1862 weitgehend seinem Ministerpräsidenten und späteren Reichskanzler Otto von Bismarck.

Nach den Einigungskriegen und der Reichsgründung wurde Wilhelm am 18. Januar 1871 im Schloss Versailles zum Deutschen Kaiser proklamiert. In den folgenden Jahren gewann er im jungen Nationalstaat große Popularität.

In Koblenz residierten Augusta und Wilhelm von Preußen gemeinsam von 1850 bis 1858 im Kurfürstlichen Schloss. Insbesondere Prinzessin Augusta fühlte sich in dieser Stadt wohl. Hier hatte sie endlich die Gelegenheit, ein Hofleben zu gestalten, wie sie es aus ihrer Kindheit am Weimarer Hof gewöhnt war. Ihr Sohn Friedrich studierte im nahen Bonn Rechtswissenschaften und war damit der erste preußische Thronfolger, der eine akademische Ausbildung erhielt. Auch daran war Augustas Einfluss maßgeblich beteiligt.

Am Koblenzer Hof verkehrten insbesondere auf das Betreiben von Prinzessin Augusta hin liberale Menschen wie der Historiker Maximilian Duncker, die Rechtsprofessoren Moritz August von Bethmann-Hollweg und Clemens Theodor Perthes sowie Alexander von Schleinitz.

Auch Wilhelm nahm unter dem Eindruck der 1848er Revolte eine politisch gemäßigtere Haltung an, die bei seinem regierenden Bruder auf Unwillen stieß. Kritisch wurde Prinzessin Augustas tolerante Haltung gegenüber dem Katholizismus beobachtet, die in der Koblenzer Zeit besonders offensichtlich wurde – eine Haltung, die man in einer Zeit, als die religiöse Konfession noch eine große Bedeutung hatte, bei einer preußisch-protestantischen Prinzessin als unpassend empfand.

Seit 1879 befindet sich auf der Insel Oberwerth das Denkmal für die Hochzeit von Kaiser Wilhelm I. und Kaiserin Augusta.



Wilhelm Friedrich Ludwig von Preußen starb nach kurzer Krankheit im Dreikaiserjahr am 9. März 1888 im Alten Palais Unter den Linden und wurde am 16. März im Mausoleum im Schlosspark Charlottenburg beigesetzt.
Zwischen 1867 und 1918 wurden im deutschsprachigen Raum mehr als 1000 Kaiser-Wilhelm-Denkmäler errichtet, die dem Andenken Wilhelm Friedrich Ludwig von Preußen gewidmet waren. Zu den bekanntesten und größten gehört das 1897 errichtete Kaiser Wilhelm Denkmal am Deutsches Eck.




Erstmals erstellt: 15.08.2001 Letzte Änderung:
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