Georg Scherer

Georg Scherer wurde 1540 in Schwaz (Tirol) geboren und war Jesuit und flammender Prediger gegen die Reformation.

1559 trat Scherer den Jesuiten bei. Die Familie war arm und sein Studium in Wien konnte er sich nur durch öffentliche Unterstützung leisten. 1564 promovierte er zum Magister der Philosophie, und ein Jahr später wurde er zum Priester geweiht.

Frühzeitig war Scherer Hofprediger in Wien und Graz. In dieser Position versuchte er, seine Habsburger Herrschaft für eine Politik im Sinne der Gegenreformation zu beeinflussen. 1590 wurde Scherer zum Rektor des Wiener Hauses bestellt aber schon 1594 wieder entfernt, da er zu streng gewesen sei. 1600 ging Scherer nach Linz.

Tomek bezeichnet ihn in seiner Kirchengeschichte als "tüchtigsten unter den Jesuiten Österreichs". Eder sieht Scherer als einen der gewandtesten Polemiker und Seelsorger seiner Zeit, spricht aber auch von seiner von Natur aus harten Art. Drobesch beurteilt Scherer kritischer, bezeichnet ihn als "jesuitischen Fundamentalisten".

Gerade am Ende des 16 Jahrhunderts beginnt die Predigt ein Massenmedium zu werden und, durch die Erfindung des Buchdrucks, auf die öffentliche Meinung einzuwirken. Dadurch änderten sich auch Intention und Ziel der Predigt: zur theologischen Aufgabe gesellte sich eine politische hinzu. In seinen Predigten und Schriften bekämpft Scherer die Reformation äußerst hart. In verschiedenen Werken liefert er folgende Argumente für die katholische Kirche und gegen die Protestanten:

* In Ein christliches Gespräch von den Tauffceremonien erwähnt er die lange Tradition der Kirche, die "über die fünffzehenhundert Jahre von keinem Rechtsglaubigen jemals angefochten [ worden sei] " .

* In Eigentliche Abcontrafeyung einer neuen unerhörten Monstranzen macht Scherer die Protestanten lächerlich und erzählt dazu die Geschichte eines protestantischen Predicanten, der mit sich eine Puppe gehabt hätte, aus der er die Kommunion erteilt hätte. Geschickt verwendet er das Aussehen des Männchens, um die "Fehler" und "Laster" der Protestanten darzustellen.

* In der lutherische Bettlermantel vergleicht Scherer (wie der Name schon sagt) die Lehrer der Protestanten mit einem Mantel eines Bettlers, welcher aus vielen Kleidungsfetzen zusammengeflickt sei. Genauso hätten die Anhänger Luthers "allerley Ketzereien [von] vor vil hunderte Jaren" an den Tag gebracht und dadurch "einen elenden stücklichten zerlumpten und zerflickten Glauben" geschaffen haben.

Spätere Kommentatoren von Scherers Predigttätigkeit fanden seine Einstellung allzu sehr von Hass auf die Protestanten geprägt. Anderes als sein Kollege, Abraham a Sancta Clara, geriet Scherer bei der Nachwelt schnell in Vergessenheit.

Hexen - Prediger * In einer Predigt über die Befreiung einer Frau von 12.652 Teufeln behauptet Scherer nur die Rituale der katholische Kirche würden wirksam vor dem Satan schützen.
* 1583 hielt Scherer vor dem Wiener Stephansdom in der Zeit der Hexenverfolgungen eine Hetzpredigt gegen die Hexen im Allgemeinen, und gegen Elisabeth Plainacher im Besonderen. Das erregte Volk fordert nun, daß man sie foltern soll, um ein Geständnis zu erzwingen. So führte seine Predigttätigkeit zum Tod von Elsa Plainacher.


Primärliteratur

* Georg Scherer, Christliche Erinnerung bey der Historien von jüngst geschehener Erledigung einer Jungfrauen die mit zwölftausendt sechshundert zwey und fünfzig Teufeln besessen gewesen.
In: Georg Scherers von Schwatz der Societet IESV Theologi anderer Theil (Kloster Bruck, 1600) 189 - 206.


* Georg Scherer, Der lutherische Bettlermantel
In: Erster Theil aller Schriften, Bücher und Tractätlein welche Georg Scherer Societas IESV Theologus bishero zu unterschiedlichen Zeiten durch den Truck ausgeben lassen (Kloster Bruck, 1599) 455 - 460.


* Georg Scherer, Eigentliche Abcontrafreyung einer neuen unerhörten Monstranzen.
In: Erster Theil aller Schriften, Bücher und Tractätlein welche Georg Scherer Societas IESV Theologus bishero zu unterschiedlichen Zeiten durch den Truck ausgeben lassen (Kloster Bruck, 1599) 117 - 148.


* Georg Scherer, Ein christliches Gesprech von den Tauffceremonien zwischen einem catholischen Pfarhern und [einer] lutherischen Hebamme.
In: Erster Theil aller Schriften, Bücher und Tractätlein welche Georg Scherer Societas IESV Theologus bishero zu unterschiedlichen Zeiten durch den Truck ausgeben lassen (Kloster Bruck, 1599) 1 - 43.

Georg Scherer starb 1605, als ihn bei einer Hetzpredigt gegen Hexen in Linz in der Kirche auf der Kanzel der Schlag, traf.




Quellen:
Gründlicher Bericht Antonii Praetorii Von Zauberey vnd Zauberern
Calvin, Jean: Institutio christianae religionis
Calvin, Jean: Commentaire de M. Iean Calvin sur les deux epistres de sainct Paul à Timothée
Werner Drobesch, Sozialpolitische Aussagen in den Predigtsammlungen der Gegenreformation.
In: Katholische Reform und Gegenreformation in Innerösterreich 1564-1628, ed. France M. Dolinar (Klagenfurt, 1994) 491 - 507.
Karl Eder, Glaubensspaltung und Landstände in Österreich 0b der Enns 1525-1602 (Linz, 1936).
In: Reformation und Literatur, ed. Jean Marie Valentin (Amsterdam, 1979) 299 - 346.
Gernot Heiß, Konfessionelle Propaganda und kirchliche Magie.
In: Römische Historische Mitteilungen (Wien, 1990/91) 51 - 103.
Gottfried Miereau, Das publizistische Werk von Georg Scherer S.J. (phil. Diss. Wien 1968).
Paul Müller, Ein Prediger wider die Zeit. Georg Scherer (Wien/Leipzig 1933).




Erstmals erstellt: 15.08.2001 Letzte Änderung:
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