Hexenprozesse Rhens
Im 16. und 17. Jahrhundert kam es in Rhens (seinerzeit Kurfürstentum Köln; heute Landkreis Mayen-Koblenz in Rheinland-Pfalz) zu Hexenverfolgungen.
In den Hexenprozessen wurden 26 Menschen, 23 Frauen und drei Männer, wegen angeblicher Zauberei hingerichtet.
Die Einkerkerung und Folterung fand nicht nur im Scharfen Turm(auch Hexenturm genannt), der Teil der Stadtmauer und direkt am Rhein steht statt, sonder auch im Rhenser Rathaus und
im früher noch vorhandenen Stadtturm über dem Viehtor.
In Rhens gab es drei Verfolgungswellen, was für einen kleinen Ort wie Rhens, dessen Einwohnerzahl man in der Frühen Neuzeit mit ca. 500 Personen
beziffern kann, ein enormes Aufersehen gewesen sein dürfte.
Die erste Verfolgungswelle begann um 1575 und schloss sich an die Hexenprozesse im auf der anderen Rheinseite liegenden, benachbarten Braubach im Jahr 1570 an.
1575 ließ der hessische Oberamtmann zu St. Goar laut einem Schreiben des Rhenser Rates aus dem Jahre 1603 in Braubach „etzliche weibspersonen [...] wegen Zauberey und anderer bößen begangenen Unthatten“ verurteilen
und zum Teil hinrichten.
Nach den Hinrichtungen seien noch vier weitere Personen verhaftet worden, von denen eine aus dem Gefängnis fliehen konnte.
Die Protokolle der Rhenser Hexenprozesse von 1575 sind nicht erhalten.
Nur über drei Angeklagte
Ließ Loher, Lucia Hermann und Hermann Stein ist Näheres überliefert.
Die zweite Hexenprozesswelle erstreckte sich von 1628 bis 1630. Im Oktober 1628 richteten Amtmann, Ratsherren, Bürgermeister und Bürger von Rhens ein Gesuch an den Landgrafen von
Hessen-Kassel und baten um Genehmigung für die Durchführung von Hexenprozessen. Die Schicksale der zwölf Menschen (elf Frauen und ein Mann), die als Hexen- und Hexenmeister angeklagt
wurden, sind genau dokumentiert.
Innerfamiliäre Konflikte und Vermögensverhältnisse der Opfer beeinflussten Entstehung und Verlauf der Prozesse maßgeblich. Oft lagen den Denunziationen
Erbschaftsangelegenheiten, Antipathien oder Eheprobleme zugrunde. Die meisten Opfer gehörten dem gehobenen Bürgertum an. Mehr als die Hälfte der achtzehn
im Rhenser Salbuch von 1621 genannten Hofleute waren von den Prozessen betroffen, vier der 1628–1630 bzw. 1645–1647 verurteilten Frauen waren mit Hofleuten
verheiratet, mindestens vier Ehemänner von verurteilten Frauen bekleideten zeitweise städtische oder herrschaftliche Ehrenämter.
Etliche Opfer der zweiten Prozessserie waren wohlhabende Bürgerinnen:
Apollonia Lehmels, Thiebes Lehmels, war 1621 Gutsverwalter.
Sophia Bech, Jacob Bech, war Schöffe und Medicus.
Christine May geborene Müller, war mit dem Gutsverwalter Martin May verheiratet.
Nur wenige Angeklagte entgingen einer Verurteilung.
Margarethe Dreiß war in zweiter Ehe mit dem Unterschultheiß Christian Dreiß verheiratet.
Die dritte Hexenprozesswelle dauerte von 1645 bis 1647.
An der Hexenprozesswelle von 1645 bis 1647 war der Hexenkommissar Dr. Johannes Möden beteiligt.
Die Prozesse wurden 1929 beschrieben, die Prozessakten waren jedoch nach dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr aufzufinden.
Dieses Mal wurden elf Personen angeklagt, zwei Männer und neun Frauen. Den beiden Rhenser Verfolgungswellen des 17. Jahrhunderts scheint nur eine Person entronnen zu
sein, alle anderen wurden hingerichtet.
Freigesprochen wurde im Dezember 1645 lediglich Catharina Herter, doch Ihr Schicksal endete ebenfalls tragisch.
Prominentestes und letztes Opfer war Margarethe Altenhofen, Frau des Bürgermeisters Gerhard Altenhofen, die
am 7. März 1646 mit Kett Lützinger in einer Doppelhinrichtung hingerichtet wurde.
Quellen und Literatur
Ingrid Batori: Die Rhenser Hexenprozesse der Jahre 1628 bis 1630, in: Landeskundliche Vierteljahresblätter, 33, 1987, S. 133–155.
Ingrid Batori: Schultheiß und Hexenausschuß in Rhens 1628–1632. Zum Ende einer Prozeßserie, in: Gunther Franz /, Franz Irsigler (Hg.): Hexenglaube und Hexenprozesse im Raum Rhein-Mosel-Saar, Trier 1995, S. 195–224.
Hans Bellinghausen: Die Rhenser Hexenprozesse, in: Hans Bellinghausen: Rhens am Rhein und der Königsstuhl. Ein deutsches Heimatbuch. Koblenz 1929, S. 58–94.
Felix Krieger: Severin Hachemer - Schultheiß in Rhens, ein Held gegen den Hexenwahn? Zusammenfassung der Facharbeit Geschichte. In: Eichendorff-Gymnasium, Koblenz: Jahresbericht. 2008/2009, S. 117–118.
Alexander Ritter, Hexenprozesse am hessischen Mittelrhein: bisher unbeachtete Quellen aus Archiven in Hessen und Rheinland-Pfalz. In: Jahrbuch für westdeutsche Landesgeschichte, 32 (2006), S. 197–220.
Heike Schlosser: Die erste Phase der Rhenser Hexenprozesse 1628-1630. In: Mayen-Koblenz: Heimatbuch, 2012, S. 108–112.