Die Burg Münzenberg
Die Burg Münzenberg wurde vermutlich um 1162 erbaut. In der Region ist die Burg auch unter den Namen Münzenburg oder Wetterauer Tintenfass bekannt.
Die Ruine der als Höhenburg gebauten Befestigung liegt auf dem 239 m ü. NN hohen Münzenberg südlich des Ortes Münzenberg im hessischen Wetteraukreis.
Unweit östlich des Münzenbergs, nahe dem ehemaligen Kloster Arnsburg bei Lich, entstand um 1000 auf Veranlassung des salischen Ministerialen Kuno die Arnsburg auf einem Geländesporn am Steilufer der Wetter.
1064 heiratete Kuno von Arnsburg, Gefolgsmann des Kaisers Heinrich III., Mathilde von Beilstein. Deren Erbtochter Gertrud von Arnsburg ehelichte Eberhard von Hagen aus der Dreieich. Die beiden wählten als Wohnsitz die Arnsburg und nannten sich fortan von Hagen und Arnsburg.
Ihr Enkelsohn Konrad II. und dessen Frau Luitgart stifteten 1150 auf dem Gelände eines ehemaligen Römerkastells unweit ihrer Burg das Benediktinerkloster Altenburg, das zur Abtei Fulda gehörte.
Als Ausgleich erhielten sie von Fulda 1151 den unbesiedelten Münzenberg und verlegten nach 1156 ihren Sitz in die dort neu errichtete Burg.
Ihr Sohn Kuno I. nannte sich bereits von Münzenberg. Mit seinem Namen wurde 1162 die neue Stammburg erstmals in einer Urkunde Kaiser Friedrich Barbarossas erwähnt.
Der Ausbau der Burg durch Kuno I. von Münzenberg ab Mitte der 1150er Jahre und die damit einhergehende Entwicklung des gleichnamigen Ortes zu ihren Füßen konnte sicherlich nur mit Duldung Kaiser Barbarossas erfolgen und ist im Rahmen der kaiserlichen Politik zu sehen, die aus der Wetterau eine terra imperii, ein kaiserliches Reichsland, machen wollte. Kuno I. von Münzenberg begleitete als königlicher Kämmerer wiederholt Kaiser Barbarossa auf dessen Italienreisen und hielt sich auch sonst häufig in seiner Nähe auf. Sein Aufstieg zum einflussreichen Herrscher über die Wetterau war unaufhaltsam. Seine Parteinahme für die Staufer brachte er im Deutschen Thronstreit von 1198 deutlich zum Ausdruck, als er sich für Philipp von Schwaben, den Bruder des ein Jahr zuvor verstorbenen Kaisers Heinrich VI., als dessen Nachfolger starkmachte.
Die Bauzeit der heute sichtbaren staufischen Bauteile ist in der Forschung umstritten. Allgemein wird angenommen, dass in der Zeit Kunos I. wesentliche Teile der Ringmaueranlage um die Kernburg, der romanische Palas, der östliche Bergfried, der Torbau mit der darüber liegenden Kapelle und Teile des Küchenbaus entstanden. Spätestens 1174 soll die romanische Bauphase geendet haben, ohne dass die Ringmauer vollendet wurde. Der Palas blieb unverputzt, der Küchenbau ein Torso. Da Kuno I. nach 1170 wichtige Güter und Rechte in der Wetterau erwarb, könnte Geldmangel der Grund für das plötzliche Ende der Baumaßnahmen an seiner Burg sein. Hierfür spricht auch, dass er 1174 die alte Stammburg der Familie von Arnsburg bei Lich an das Kloster Eberbach abgab, das dort Zisterzienser ansiedelte. Es gibt aber auch eine ebenfalls stilkritisch argumentierende wesentlich spätere Datierung zum Ende des 12. Jahrhunderts, nach der die nach dem Tod Kaiser Heinrich VI. ausbrechenden Thronstreitigkeiten die Fertigstellung verhindert hätten.
1207 starb Kuno I. Sein einziger Sohn Ulrich II. von Münzenberg blieb kinderlos, sodass mit dessen Tod 1255 die männliche Linie der Reichsministerialen von Münzenberg ausstarb.
Das Erbe Ulrichs II. wurde unter seinen Schwestern aufgeteilt, wobei Isengard von Münzenberg die Burg samt zugehöriger Ländereien in ihre Ehe mit Philipp von Falkenstein einbrachte.
Um 1260 begann unter diesem neuen Burgherren wieder eine rege Bautätigkeit. Der später nach ihm benannte nördliche Palas wurde errichtet, der Küchenbau vollendet, die Ringmauer geschlossen, deren bestehende Teile erhöht und schließlich ein zweiter Bergfried im westlichen Teil der Kernburg gebaut.
1296 verließen die Reichsministerialen von Falkenstein endgültig die Burg Münzenberg und siedelten nach Lich um. 1418 starb mit dem Tod des Erzbischofs von Trier, Werner von Falkenstein, das Geschlecht derer von Falkenstein aus. Die Herren von Solms erbten die Burg Münzenberg ebenso wie deren Ländereien.
Nach 125 Jahren Leerstand gab es um 1424 wieder Aus- und Umbaumaßnahmen an der Burg Münzenberg zu vermelden. Der neue Burgherr Bernhard von Solms-Braunfels ließ zunächst einen Portenturm errichten, wahrscheinlich das heute Mitteltor genannte Bauwerk. Es folgten die äußere Zwingeranlage mit Vorburg und die äußere Ringmauer mit einem Vortor. 1514 begannen die Herren von Solms-Lich, deren Linie sich kurz zuvor von den Braunfelsern abgespalten hatte und nun die Burg Münzenberg besaß, mit Umbauten des romanischen Burgteils im Stil der zeitgemäßen Spätgotik. Außerdem wurden der unter der Burgkapelle hindurchführende Tunnel erweitert, um Lafetten die Zufahrt zur Kernburg zu ermöglichen, und eine große westliche und vier kleinere Batterietürme in die äußere Ringmauer eingefügt. So zeichnete sie etwa 1620 Matthäus Merian noch mit Bergfrieden, die spitze Dächer trugen. Gut zu erkennen sind auch der westliche Batterieturm und der Portenturm.
Der Ausbau der Burg Münzenberg zur wehrhaften Festung konnte jedoch den Ansturm des Dreißigjährigen Krieges nicht aufhalten. Um 1621 quartierten sich auf der Burg Truppenteile der spanischen Habsburger ein, die von hier aus 1622 zur Schlacht bei Fleurus ausrückten. 1628 schließlich beschossen Soldaten des kaiserlichen Feldherrn Wallenstein die Burg und fügten ihr große Schäden zu. Am Ende des Krieges 1648 stand Burg Münzenberg nur noch als Ruine auf dem Basaltrücken.
An einen Wiederaufbau durch die Solmser Herrschaft war nicht zu denken. In den gräflichen Unterlagen der Zeit nach 1648 finden sich keine Posten mehr für Bau- oder Erhaltungsmaßnahmen an der Burg. Allerdings wurden mehrfach Personen, die die Burg als Steinbruch nutzten, mit Strafen belegt. Die Burg verfiel zusehends.
1846 begann man mit der Restaurierung einzelner Burgteile und Sicherung des Mauerwerks. Schon ein Jahr später war der östliche Bergfried besteigbar. Fallen ließ man jedoch Pläne, die eine romantische Wiederherstellung der Burg vorsahen. Nach 1894 begab man sich an den Austausch verwitterter Bauelemente wie Fenstersäulen. Die entnommenen Originale wurden im Lapidarium aufbewahrt. Etwa 1900 rekonstruierte man die Südfenster des Falkensteiner Baus. 1935 kam die Burg schließlich in den Besitz des Vorläufers Landes Hessen, des Volksstaates Hessen. Ab 1960 wurden Erhaltungsarbeiten an der spätgotischen Küche ausgeführt, so zum Beispiel der eindrucksvolle Abzug der Esse wieder errichtet. Auch der fast umlaufende Wehrgang der Kernburg wurde wieder begehbar gemacht.
Grabungen, die um 1960 wenig nach Gesichtspunkten des Denkmalschutzes durchgeführt wurden und archäologische Schichten zerstörten, förderten Teile der früheren Eindeckung des Palas, des Ostturms und der Wirtschaftsgebäude des Falkensteiner Baus zutage.
Standort:
Unter d. Burg,
35516 Münzenberg im hessischen Wetteraukreis
Koordinaten: 50.45126898415422, 8.776390898243694
Zustand: Ruine
Burgtyp: Höhenburg
Lage: 239 m ü. NN
Begehbar: ganzjährig
Öffnungszeiten: k.A.
Nutzung: k.A.
Karte: