Der Pfälzischer Erfolgekrieg (1688–1697)
Der Pfälzische Erbfolgekrieg (1688–1697) war ein vom französischen König Ludwig XIV. provozierter Konflikt, um vom Heiligen Römischen Reich die Anerkennung seiner Erwerbungen im Rahmen seiner
Reunionspolitik zu erreichen. Der Pfälzische Erbfolgekrieg wurde auch neunjähriger Krieg, Krieg der Großen Allianz, Krieg der Augsburger Allianz oder Orléansscher Krieg genannt.
Als Vorwand dienten Streitigkeiten um das Erbe des Kurfürsten Karl II. von der Pfalz. Ein ähnlicher Vorwand war auch der Konflikt um die Besetzung
des Kölner Erzbischofssitzes (Kölner Bistumsstreit).
Gegen Ludwig XIV. bildete sich die Wiener Große Allianz unter anderem aus England, den Niederlanden, Spanien, Savoyen und dem Heiligen Römischen Reich. Innerhalb des Reiches spielten neben der Kaiserlichen
Armee und territorialen Kontingenten insbesondere einige armierte Reichsstände und die vom Kriegsgeschehen betroffenen Vorderen Reichskreise eine wichtige Rolle.
Der Krieg fand anfangs vorwiegend in der Kurpfalz, in großen Teilen Südwestdeutschlands sowie am Niederrhein statt. Als Reaktion auf die vorrückenden Alliierten verwüsteten französische Truppen
systematisch die Pfalz und angrenzende Gebiete. Zahlreiche Dörfer, Burgen, Festungen, Kirchen und ganze Städte wie Speyer, Mannheim und Heidelberg wurden in der Pfalz, in Kurtrier
und in der Markgrafschaft Baden zerstört.
Auch das Schloss Stolzenfels damals eine kurtrierische Zollburg (1250 unter Erzbischof Arnold von Isenburg erbaut) wurde 1688 im Erbfolgekrieg zerstört.
Der Krieg weitete sich in Europa auf die Kriegsschauplätze in den Niederlanden, Italien und Spanien aus. Damit in Zusammenhang standen die Glorious Revolution und die
Thronbesteigung Wilhelms III. von Oranien sowie die jakobitischen Gegenreaktionen auf den britischen Inseln. Kaiser Leopold I. kämpfte zugleich im Großen Türkenkrieg gegen die Osmanen.
Auf dem Festland verlagerte sich der Schwerpunkt der Kämpfe im Laufe des Krieges in die Spanische Niederlande. Die Kriegsführung war geprägt von einer Zermürbungstaktik, vom taktischen
Manöver der Armeen und Belagerungen. Größere Schlachten waren relativ selten. Daneben kämpften die Seemächte England und die Niederlande gegen Frankreich auch auf See
und in den Kolonien. Neben großen Flottenoperationen spielte auf beiden Seiten der Kaperkrieg eine wichtige Rolle. Insgesamt konnten sich die Franzosen gegen die gegnerische Übermacht behaupten.
Einen klaren Sieger gab es nicht.
Schließlich einigten sich Ludwig XIV. und Wilhelm III. auf einen Friedensschluss, dem sich das Reich anschließen musste. Im Frieden von Rijswijk
musste Ludwig XIV. einige eroberte Gebiete wie das Herzogtum Lothringen, seine rechtsrheinischen Stützpunkte und alle reunierten Territorien außerhalb des Elsass räumen.
Das 1681 von Frankreich besetzte Straßburg und das Elsass verblieben dagegen bei Frankreich.
Ludwig XIV. versuchte die Gebundenheit des Kaisers im Türkenkrieg zur Sicherung und zum Ausbau der durch die Reunionspolitik gewonnenen französischen Gebiete auf Reichsboden zu nutzen.
Als Vorwand kamen ihm zum einen der Streit um die Erbfolgefrage in der Pfalz recht, zum anderen die Nachfolge im Erzbistum Köln. Ein weiterer Faktor war die Gründung der Augsburger Allianz.
Der Streit um den Erbanspruch der Liselotte von der Pfalz verheiratet mit Philippe I. de Bourbon duc d’Orléans, war einer der Auslöser des Krieges.
Kurfürst Ludwig Karl I. , der Sohn Friedrichs V., des Winterkönigs, hatte ursprünglich beabsichtigt, das politische Verhältnis zum angrenzenden Frankreich durch die Hochzeit seiner
Tochter Liselotte von der Pfalzmit Herzog Philipp von Orléans, dem Bruder des Sonnenkönigs, zu stabilisieren.
Das Projekt ging auf die Vermittlung Anna Gonzagas (1616–1684), der Schwägerin des Kurfürsten, und ihre Verbindungen zum französischen Hof zurück.
Ludwig XIV. beabsichtigte damit eine enge politische Verbindung mit der Kurpfalz einzugehen, um seinen Einfluss im Reich zu wahren.
Dass der Sohn des Kurfürsten seiner Schwester an Vitalität erheblich nachstand und sie sich deshalb gewisse Chancen auf ein Erbe ausrechnete, mag eine Rolle gespielt haben.
Der Ehevertrag sah den Verzicht der pfälzischen Braut auf ihre territorialen Ansprüche im Reich vor. Aber die allodialen Besitzungen blieben davon ausgenommen.
Nach dem Tod des Kurfürsten 1680 starb sein kinderloser Sohn Karl II. im Jahr 1685. Damit erlosch die reformierte Linie der Familie.
Die Herrschaft ging mit Philipp Wilhelm an das katholische Pfalz-Neuburg über. Der neue Kurfürst machte kein Hehl aus seiner antifranzösischen Haltung.
Anlass für die französische Politik war der Anspruch auf das Erbe der Liselotte von der Pfalz, das im Heiratsvertrag nur unzureichend umschrieben war. Kurfürst Karl Ludwig hatte zwar Verfügungen
in Geld und Naturalien in seinem Testament anerkannt, aber alle territorialen Ansprüche abgelehnt und Liselotte von der Pfalz von der Erbfolge ausgeschlossen.
Dieses Testament ließ Ludwig XIV. aber durch das Pariser Parlement für nichtig erklären.
Der profranzösische Kurfürst von Köln Maximilian Heinrich von Bayern war im Juni 1688 gestorben.
Dessen Vertrauter Wilhelm Egon von Fürstenberg-Heiligenberg hatte sich mit französischem Geld zuvor die Würde eines Koadjutors und damit die Aussicht auf die Nachfolge im Bistum Köln gesichert.
Weil der Papst dieser Ernennung die Zustimmung verweigerte, wurde eine Bischofswahl nötig. Gegen von Fürstenberg trat Joseph Clemens von Bayern an.
Zwar erhielt von Fürstenberg die meisten Stimmen, verfehlte aber die nötige Zweidrittelmehrheit. Gleichwohl betrachtete er sich als rechtmäßigen Bischof und schuf Fakten, indem er
die Residenzstadt Bonn und wichtige Orte militärisch besetzen ließ. Kurfürstenkollegium und Kaiser wandten sich an den Papst, der Joseph Clemens zum Erzbischof ernannte.
Ludwig XIV. akzeptierte die päpstliche Entscheidung nicht und schickte von Fürstenberg die französische Armee zu Hilfe.
Zu Kurtrier gehörend leistete Coblenz und die Festung Ehrenbreitstein den Truppen Widerstand.
Nachdem die Stadt Koblenz und ihre Festung Ehrenbreitstein im Dreißigjährigen Krieg schon einmal von französischen Truppen belagert und anschließend besetzt worden war, wurde die Stadt
ab dem 25. Oktober 1688 erneut durch französische Gruppen angegriffen.
Unter dem Befehl des Marschalls Louis-Francois de Boufflers wurde die Stadt elf Tage lang bis zum 4. November 1688 belagert.
Dabei entstanden durch den Beschuss der französischen Truppen enorme Schäden.
In Folge der Belagerung wurden von den 300 Häusern der Stadt 223 niedergebrannt und 21 zerschlagen. Außerdem wurde der Ort Ehrenbreitstein, genauso wie das
von Kurfürst Philipp Christoph von Sötern erbaute Schloss Philippsburg, zerstört.
Trotz der starken Zerstörung der Stadt Coblenz konnte sie nicht eingenommen werden.
Die von Kaspar von der Leyen aufgebauten Festungsanlage hingegen überstand, abzüglich des Brückenkopfs Lützelkoblenz, dessen Einwohner nach Neuendorf umgesiedelt waren, den Krieg.
Die Archivalien der Stadt Koblenz, welche zu dieser Zeit in der Liebfrauenkirche und im Rathaus Koblenz gelagert wurden überstanden den Beschuss durch die französischen Truppen weitgehend unbeschadet.