Pfarrer Anton Praetorius

Anton Praetorius wird 1560 als Anton Schultze, Sohn von Matthes Schultze, in Lippstadt geboren. Anton Praetorius war protestantischer Pfarrer.

Als Jugendlicher erlebt Praetorius Hexenprozesse mit, die mit Folterungen und Hexenverbrennungen einhergingen.

Seine Ausbildung zum Lehrer veranlasst ihn, seinen Namen ins Lateinische zu setzen. Alte Urkunden im Archiv in Kamen belegen, dass er 1586 Rektor der Lateinschule zu Kamen wird.

Praetorius heiratet und sein erster Sohn Johannes wird in Kamen geboren. Seine Frau Maria hat danach drei Fehlgeburten und stirbt. Kurz nach der erneuten Hochzeit stirbt seine zweite Frau an der Pest.

Schließlich heiratet Praetorius die Tochter eines hessischen Pfarrers in der Nähe der Stadt Lich.
1587 wurde er lutherischer Diakon in Worms und 1589 zweiter Pfarrer an der Katharinenkirche in Oppenheim. 1588 hatte er sich bereits dem Calvinismus angeschlossen, der seinem Verständnis von der Radikalität der Botschaft Christi näher kam. Er wurde dann erster reformierter Pfarrer in Dittelsheim Später wird Praetorius reformierter Hofprediger in Birstein (im Norden des heutigen Main-Kinzig-Kreises, heute Hessen im Büdinger Land). Dort wird er vom Grafen am 4. Mai 1597 zum Mitglied des Gerichtes gegen vier Frauen aus Rinderbügen (heute zur Stadt Büdingen gehörig) berufen, die von der Bevölkerung als Hexen angeklagt wurden.

Die Frauen werden gefoltert, um ein Geständnis von ihnen zu erpressen, doch Anton Praetorius erträgt die Schreie der Frauen nicht länger. Offen wendet er sich gegen das unmenschliche Vorgehen.

Der Schreiber der gräflichen Kanzlei vermerkt: "weil der Pfarrer alhie heftig dawieder gewesen, als man die Weiber peinigte, also ist es diesmal deßhalben unterlassen worden, da er mit großem Gestüm und Unbescheidenheit vor der Tür angericht den Herrn D. (= Dominum, d.h. den Grafen) angefordert und heftig contra Torturam geredet."

Pfarrer Praetorius stellt sich so gegen die Folter, dass der Prozess beendet und die letzte noch lebende Gefangene freigelassen wird, die drei anderen starben währne ddem Prozess. Dies ist der einzig überlieferte Fall, in dem ein Geistlicher während eines Hexenprozesses die Beendigung der Folterungen verlangt und damit Erfolg hat.

Leider stirbt die Frau wenige Tage danach an den Folgen der Folterungen.

Anton Praetorius fällt beim Graf in Ungnade und wird entlassen, kommt aber mit dem Leben davon. Auf seinem weiteren Lebensweg findet er in der Nähe von Heidelberg im reformierten Dorf Laudenbach eine neue Ansteellung in einer Pfarrstelle.

Dort schreibt er zunächst unter dem Pseudonym Johannes Scultetum (Name seines Sohnes auf Latein) und dann 1602 unter seinem eigenen Namen ein Buch mit dem Titel "Gründlicher Bericht über Zauberey und Zauberer" gegen die unchristlichen Hexenprozesse.

Nach diesem Maßstab "sola scriptura" legt er dar, dass die lange Haft und Folter von Unschuldigen dem Geist und dem Buchstaben des Evangeliums widerspricht und somit der Bibel.

Am 5. August 1603 ließ der Erzbischof Johann Adam von Bicken den reformierten Pfarrer Anton Praetorius, Kämpfer gegen Hexenprozesse und Folter in Oberwöllstadt inhaftieren, entließ ihn aber einige Wochen später nach Protesten des Heidelberger Kurfürsten Friedrich IV. wieder aus dem Gefängnis.
Anton Praetorius hatte zu lebzeiten 11 Kinder die aber alle sehr früh starben. Sein Sohn Johannes der ebenfalls Theologie studierte schon mit 28 Jahren.

Anton Praetorius ist am 6. Dezember 1613 in Laudenbach an der Bergstraße gestorben.

Am Sonntag, den 8. Dezember, hielt der Pfarrer Reinhard Wolf aus der Nachbargemeinde Hemsbach die Beerdigung von Praetorius. In seiner Ansprache dazu schilderte er ausführlich das Leben und Wirken seines Amtskollegen aus Laudenbach, erwähnte jedoch dessen literarisches und persönliches Engagement gegen Hexenwahn, Hexenprozesse und Folter, das in ganz Deutschland Beachtung gefunden hatte, mit keinem Wort. Unüberhörbar distanzierte er sich damit von diesem Kampf und übte indirekt Kritik daran.

Erstmals erstellt: 1.01.2020 Letzte Änderung:
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