Rauental
Koblenz-Rauental ist ein Stadtteil von Koblenz. Seinen Namen erhielt der Stadtteil erst 1975, vorher wurde er Westliche Vorstadt genannt. Er liegt im Moselbogen mit der letzten Moselstaustufe (am sogenannten Moselstausee) südlich der Mosel und wird im Osten begrenzt durch die Altstadt, im Südwesten durch Moselweiß und im Süden durch die Goldgrube. Damit konstituiert dieser Stadtteil ein infrastrukturelles Bindeglied zwischen dem urbanen Zentrum von Koblenz und den Naherholungs- und Weinbaugebieten an der Mosel. Am westlichen Ende befinden sich ein Verwaltungszentrum, das Krankenhaus Marienhof und Gebäudekomplexe des Bundesamts für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw).
Die Geschichte des Rauentals reicht bis ins 13. Jahrhundert. Allerdings war hier nicht mehr zu finden als sein Name aussagt, ein raues, mit Gestrüpp bewachsenes Weinberg- und Ackergelände. Nur der Weißer- oder später Moselweißer Weg führte durch diese unwirkliche Gegend. Die erste urkundliche Erwähnung erfolgte 1276, als der Deutschordenskommende Koblenz ein Wingert in Ruendale vermacht wurde, der 1288 Rauendal genannt wird. Vor den Toren der Stadt Koblenz wurde 1303 auf einem dieser Weinberge der jüdische Friedhof angelegt.
Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts war das Areal des heutigen Stadtteils hauptsächlich Feld-, Garten- und Brachland. Rege Bautätigkeit gab es erst ab der Zeit um 1900, nachdem die Stadtbefestigung aufgegeben wurde und sich das Siedlungsgebiet von Koblenz nach Süden (Südliche Vorstadt) und Westen (Goldgrube und Rauental) vergrößerte. Bereits 1888–1890 entstand im Moselbogen der Koblenzer Schlachthof, von dem bis heute die Viehmarkthalle erhalten ist.
Mit Bau der Festung Koblenz entstand 1823–1827 im Rauental die Moselweißer Schanze. Nachdem sie 1897–1898 eingeebnet wurde, entstand auf diesem Areal die Telegraphenkaserne, die spätere Boelcke-Kaserne. Seit 2000 befinden sich auf dem Gebiet Wohnungen, die Musik- und Volkshochschule. Im Nordosten entstand 1898 die alte Falckenstein-Kaserne, durch die seit Erbauung der Europabrücke 1932–1934 die südlichen Brückenrampe führt. Zwei Mannschaftsgebäude in der Baedekerstraße sind bis heute erhalten. In den Jahren 1908–1911 entstand ein Militärlazarett, in dem in den 1930er Jahren die Westfalen-Kaserne eingerichtet wurde. Auf diesem Gelänge steht heute der Gebäudekomplex des Bundesamts für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr. Kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs wurde in der Steinstraße ein Kasernenkomplex angelegt, der aber schon kurz nach dem Krieg in Wohngebäude umfunktioniert wurde.
Am Moselufer wurde 1897 das zweite Gaswerk, nach dem in der Laubach, in Koblenz errichtet. Dies ist die historische Keimzelle der 1934 gegründeten Energieversorgung Mittelrhein, die heute eines der größten Gas- und Wasserversorgungsunternehmen in Rheinland-Pfalz ist. An der Moselweißer Straße wurde 1903 ein Krankenhaus durch die Ordensgemeinschaft der Schwestern vom Heiligen Geist gegründet, der Vorläufer des heutigen Katholischen Klinikums Marienhof. Die Schwestern errichteten bereits 1888 daneben ihr Mutterhaus. Erste Arbeiten zur Moselkanalisierung begannen bereits im Zweiten Weltkrieg. Am Moselbogen zwischen dem Rauental und Lützel entstand die Staustufe Koblenz, die aber erst 1951 fertiggestellt werden konnte. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde im Moselbogen ein Mineralölhafen angelegt, der 1999 aufgegeben wurde. Seitdem entsteht auf dem Areal des Moselbogens der „Büropark Moselstausee“.
Die Bewohner des unorganisch gewachsenen Stadtteils hatten bis zum Beginn des Zweiten Weltkriegs kein dokumentiertes Ortsbewusstsein. Dies änderte sich erst 1933 mit der Gründung der Kirchengemeinde St. Elisabeth. Ein erstes Kirchengebäude wurde im selben Jahr in der Steinstraße errichtet. Nach der Kriegszerstörung, der Stadtteil war wegen seiner Nähe zum Bahnbetriebswerk Koblenz-Mosel besonders von den Luftangriffen auf Koblenz betroffen, wurde die Kirche 1953–1954 in der Moselweißer Straße neu errichtet und gab dem jungen Stadtteil eine neue Mitte. Der Koblenzer Stadtrat erklärte sich 1975 einstimmig mit der offiziellen Bezeichnung Rauental für die bis dato sogenannte Westliche Vorstadt einverstanden.
Sehenswürdigkeiten:
Pfarrkirche St. Elisabeth
Die katholische Pfarrkirche St. Elisabeth, 1953 bis 1954 erbaut nach Plänen von Dominikus Böhm unter Mitwirkung seines Sohnes Gottfried Böhm, ist eine der bedeutendsten Kirchen der 1950er Jahre am Mittelrhein. Typisch für den Stil der Böhms ist das umlaufende Glas-Mosaik-Lichtband, das die Kirche an sonnigen Tagen so hell werden lässt, dass man ohne künstliches Licht auskommt. Im Innenraum waren über den vier Bankreihen sowie um den Altar herum ursprünglich 31 Opalglas-Leuchtpendel angebracht, die bei einer Renovierung 1998 durch Plexiglas ersetzt wurden. Diese Konstruktion sollte an trüben Tagen eine harmonische Ergänzung zum natürlichen Tageslicht und bei Gottesdiensten zu dunklen Zeiten für sich genommen eine kreative Lichtarchitektur darstellen.
Synagoge
Jüdische Friedhof
Die Viehmarkthalle des städtischen Schlachthofs wurde 1911–1913 als freitragende Stahlbeton-Konstruktion erbaut. Der Mittelteil steht wegen dieser besonderen Bauweise seit 2002 unter Denkmalschutz und wurde zeitweise durch einen potenziellen Investor, der am Ende aber nicht zum Zuge kam, zu kulturellen Zwecken genutzt. Die Investorensuche für das sanierungsbedürftige Gebäude zog sich von 2006 bis 2008 hin und endete mit der Eröffnung einer HIT-Filiale im Oktober 2009. Diese Entscheidung war nicht unumstritten, Kritiker hätten lieber eine Fortführung der kulturellen Nutzung gesehen.
Boelcke-Kaserne
Katholisches Klinikum Marienhof
Standort:
56073 Koblenz
Koordinaten: 50°21'39.9"N 7°34'31.1"E